Pressestimmen
»So viel Gegenwart war selten in der deutschen Literatur.«
Denis Scheck / Der Tagesspiegel, 260100.03.2023
»Das ist konstruktive Provokation. Und das macht ›Zwischen Welten‹ zum Gesellschaftsroman der Stunde. Darüber wird Deutschland streiten, ganz bestimmt.«
Martin Korte / Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 260100.01.2023
»Juli Zeh und Simon Urban gelingt es spielerisch leicht, das von Verlusten und Untergangsängsten bestimmte Zeitgefühl unserer klima- und kriegsversehrten Gegenwart sichtbar zu machen.«
Jörg Magenau / Deutschlandfunk, 250100.01.2023
»Ein großer Gesellschaftsroman. Passt perfekt in unsere Zeit.«
Christhard Läpple / ZDF Heute Journal, 230100.01.2023
»Liest sich stellenweise spannend wie ein Krimi - und macht doch nachdenklich.«
Nadine Kreuzahler / rbbKultur, 240100.01.2023
»Das Ganze ist wirklich gut gemacht, eigentlich noch viel besser, als es der Ankündigungstext auf der Buchrückseite verheißt, der von einem ›hochaktuellen Gesellschaftsroman über die zerstörerische Kraft eines enthemmten Diskurses‹ spricht.«
Burkhard Müller / Süddeutsche Zeitung, 200100.01.2023
»Kaum ein Romanautor respektive eine Romanautorin versteht es so gut wie Juli Zeh, aktuelle politische und gesellschaftliche Themen in ihre Bücher einfließen zu lassen.«
Claudia Panster / Handelsblatt, 270100.01.2023
»Wer die Herausforderung annimmt, in die eigenen Luftblasen zu stechen, kann bei dieser Lektüre viel Spaß haben.«
Janina Fleischer / Leipziger Volkszeitung, 250100.01.2023
»Zeh und Urban sind nah dran an den gesellschaftlichen Debatten. Der Roman liest sich streckenweise wie eine Rückschau auf die vergangenen ein bis zwei Jahre.«
Katja Weise / NDR Kultur, 160100.01.2023
»Ein hochaktueller Roman darüber, wie polarisiert unsere Gesellschaft ist und wie politische Streitthemen Beziehungen zerfressen können.«
Katja Schönherr / SRF 2 Kultur, 250100.01.2023
»Ein spannendes, hochaktuelles, stringent geschriebenes Buch!«
Andrea Braunsteiner / Woman, 190100.01.2023
»Überzeugend verhandelt ›Zwischen Welten‹ die große Gereiztheit, die gespaltene Gesellschaft, die verwundete oder schon verschwundene Debattenkultur und das vergiftete mediale Klima.«
Juliane Fischer / Falter, 080100.02.2023
»Brisant und hoch spannend erzählt.«
Hansruedi Kugler / Schweiz am Wochenende, 210100.01.2023
»Ein wichtiges Buch, über das man reden wird. Hoffentlich nicht nur in aufgeheizten Debatten.«
Welf Grombacher / Rhein-Neckar-Zeitung, 260100.01.2023
»Von erschreckender Aktualität und bedrückender Relevanz.«
Frank Dietschreit / Mannheimer Morgen, 250100.01.2023
»Neben allen Gendersternchen und Großstadt-Rosa-Brille-Feuilleton ist es ein klarer Blick auf die prekäre Lage der Landwirte hierzulande. Das ist durchaus gelungen.«
Sven Trautwein / Münchner Merkur, 310100.01.2023
Leserstimmen
Die Emails beschreiben teilweise den Alltag und verlieren sich dann in hitzigen Diskussionen zu diversen Themen. Einige Beispiele sind dann das Gendern, White Privileges, Fridays for Future, und vielen mehr.
Ich brauchte die Zeit um mir selbst über das gelesene und die Meinungen der Charaktere weiter meine Gedanken zu machen. Dabei habe ich auch einige Themen (z.b. intersektionaler Feminismus) nachschlagen müssen. Somit hat sich der Leseflow bei mir leider nicht eingestellt und das Buch hat sich damit etwas gezogen. Tatsächlich habe ich mehrfach überlegt das Buch abzubrechen, da ich ja „Spaß“ beim Lesen haben möchte. ABER ich habe es zu Ende gelesen und darüber bin ich wirklich froh. Viele Themen sind mir natürlich schon vor dem Lesen ein Begriff gewesen, doch nun habe ich mich damit noch weiter auseinander gesetzt.
Wer Lust auf ein Buch hat, dass versucht das aktuelle Gesellschaftsbild zu beschreiben, dann wird er hier fündig.
Juli Zeh und Simon Urban haben sich dieses Genre angenommen und mit „Zwischen Welten“ den Briefroman in die moderne Welt übertragen.
Ein Hamburger Journalist und eine Brandenburger Milch Bäuerin, die vor gemeinsam studiert und in einer WG gelebt haben treffen sich nach 20 Jahren wieder. Es prallen zwei Gegensätze aufeinander, Stand und Land und damit zwei Lebensrealitäten.
Die Themen, die sie per Mail oder per Messenger diskutieren könnten aktueller nicht sein: es geht um Bio-Subventionen, Gendersternchen, und den Ukrainekrieg. Aber auch um ihren Alltag und Familien.
Wir kennen sie alle, politischer Debatten. Und wir kennen es auch, wenn diese eskalieren. Der Roman veranschaulicht, wie wir debattieren können, ohne gleich in Hasstiraden zu verfallen. Aber gleichzeitig bekommen wir mit, wie unterschiedlich Probleme sind, und wie weit aktuell
Es war teilweise sehr intensiv und anstrengend, und es zeigt keine Lösung der Probleme auf.
Neben dem Lesespaß hab ich für mich mitgenommen, dass wir alle trotz unterschiedlicher Lebensrealitäten die Sorgen und Probleme unserer Mitmenschen ernst nehmen sollten, auch wenn wir sie nicht lösen können. Mitgefühl und Zusammenhalt kann schon sehr viel bewirken, gerade in unserer aktuellen Zeit.
„Unterleuten“ ist für mich dennoch weiterhin mein liebstes Werk von Juli Zeh und ich freue mich darauf, weitere Werke von ihr und vielleicht auch weitere Gemeinschaftsprojekte mit anderen Autor*innen zu lesen.
Mit großer sprachlicher Ausdruckskraft greifen die Autoren sehr aktuelle Themen auf, vom Ukraine-Krieg über Klimarettung, Nöte der Landwirte, Aufgaben des Journalismus, Gendersprache, kulturelle Aneignung, Rassismus und die allgegenwärtige Macht der sozialen Medien. Es wird eine starke Tendenz zum Extremismus und Absolutismus deutlich, der eine sachliche Auseinandersetzung in der Gesellschaft zunehmend unmöglich macht. Auch die Protagonisten müssen in ihrem Diskurs darum ringen, sich trotz gegensätzlicher Meinungen nicht zu verurteilen.
Das erste Drittel des Buches fand ich ein bisschen zäh und anstrengend, aber als die Positionen von Stefan und Theresa sich zu verändern beginnen, wurde die Geschichte für mich interessant und packend. Viele Gedankengänge erscheinen mir bemerkenswert und treffend. Für mich hat sich die Lektüre gelohnt!
(Juli Zeh und Simon Urban, Zwischen Welten, S. 129)
Nach zwanzig Jahren Funkstille treffen sich Theresa und Stefan zufällig in Hamburg. Dieses erste Treffen wird zur Vollkatastrophe und legt aber dennoch den Grundstein für einen regen Austausch per E-Mail, WhatsApp und später Telegram. Theresa leitet einen Bio-Bauernhof im brandenburgischen Schütte, Stefan wiederum ist Kulturchef bei einer Hamburger Wochenzeitung. Die beiden sehen sich vollkommen unterschiedlicher Lebensrealitäten gegenübergestellt und diskutieren, teils heftig und unerbittlich ehrlich, über die Fragen unserer Zeit. Es geht um Klimapolitik, Rassismus, Gendern, Aktivismus und um die Frage, ob ein offener Diskurs überhaupt noch möglich ist.
Kaum ein anderes Buch wird derzeit so kontrovers diskutiert wie „Zwischen Welten” von Juli Zeh und Simon Urban. Ich bin ein begeisterter Leser von Zehs Romanen, hat sie doch das Talent der Gesellschaft gnadenlos den Spiegel vorzuhalten. Dementsprechend war ich sehr gespannt auf dieses neue Werk. Der Roman kann als Brennglas unserer heutigen Streitkultur gesehen werden. Zeh und Urban schicken hier zwei fiktionale Charaktere in den Ring, die unterschiedliche Pole unserer Gesellschaft widerspiegeln. Dabei machen diese Figuren genau das, was sie machen sollen: Sie polarisieren, sind nicht unbedingt Sympathieträger und gehen dem Leser stellenweise auf die Nerven. Auf teils satirische Weise wird gezeigt, wie kompliziert und schwierig heutiger Diskurs sein kein und wie wichtig es ist, Meinungen aushalten zu können. Auch wenn die E-Mail- und Chat-Verläufe teilweise etwas konstruiert wirken, ist „Zwischen Welten” ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch!
Worum geht’s? Der Hamburger Journalist Stefan und die Brandenburger Landwirtin Theresa treffen sich nach 20 Jahren zufällig wieder. Die ehemaligen Studienfreund:innen, die gemeinsam Germanistik studierten und sich eine Zeit lang eine Wohnung teilten, leben mittlerweile in völlig verschiedenen Welten und haben auf den ersten Blick nicht mehr viel gemeinsam. Trotzdem führt ihr Aufeinandertreffen zu einem regen E-Mail-Austausch über die eigenen Ansichten und Prinzipien und über brandaktuelle Themen wie den russischen Einmarsch in die Ukraine, die realen Probleme von Landwirten und Landwirtinnen, Rassismus, Gendersprache und und und.
Schnell wird klar: Stefan und Theresa vertreten größtenteils völlig unterschiedliche Positionen, haben unterschiedliche Probleme und sind nicht immer in der Lage, auf die Ansichten der oder des anderen einzugehen. Ihr bisweilen hitziger Disput steht stellvertretend für all die kleinen und großen Auseinandersetzungen innerhalb unserer Gesellschaft. Das Bemerkenswerte daran: Auch wenn die beiden nicht immer Rücksicht aufeinander nehmen und ihr jeweiliges Gegenüber zum Teil scharf angreifen oder sogar beleidigen – am Ende finden sie immer irgendwie wieder zueinander.
Und das hat mir imponiert, denn es zeigt, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann und hitzige Debatten führen kann – ohne einen unüberwindbaren Graben zwischen einander zu schaffen. Ich mochte es außerdem, dass die Geschichte mir vor Augen geführt hat, dass man eigene Positionen und Prinzipien immer auch weiter- und überdenken muss. Denn obwohl ich mich grundsätzlich eher mit Stefans Meinung identifizieren konnte (nicht nur in Bezug auf gendergerechte Sprache), musste ich auch Theresa häufig recht geben und konnte ihre Kritik an Stefans Vehemenz und seinem manchmal doch sehr eingeschränkten Weltbild nachvollziehen.
„Zwischen Welten“ zeigt beide Seiten der Medaille. Es veranschaulicht die Folgen eines zu einseitigen, zu verfahrenen Diskurses und es zeigt, dass wir mehr und offener miteinander sprechen und uns selbst immer wieder reflektieren müssen. Dabei war die Geschichte von Stefan und Theresa für mich aber nicht nur lehrreich (es gab einige großartige AHA-Momente für mich), sondern auch wahnsinnig spannend. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil die Diskussionen so hitzig und die Probleme so real sind. Außerdem hat die Korrespondenz zwischen Theresa und Stefan immer wieder starke Emotionen in mir hervorgerufen: Ich war entsetzt, schockiert, wütend, bewegt, traurig, zufrieden, glücklich. Vom zustimmenden Nicken bis zum ungläubigen Kopfschütteln war alles dabei. Wahnsinn!
Dass „Zwischen Welten“ als moderner Briefroman gestaltet ist und sich ausschließlich aus E-Mails und Messenger-Nachrichten zusammensetzt, macht die Geschichte für mich umso authentischer. Ich mag diese Form des Erzählens unglaublich gerne und in „Zwischen Welten“ sorgt sie dafür, dass man sowohl an Stefan als auch an Theresa ganz dicht dran ist. Man erfährt beide Positionen aus erster Hand, man ist sozusagen neutrale/r Zuschauer:in und kann am Ende selbst entscheiden, wo man steht. Nach der letzten Seite habe ich das Gefühl, einerseits großartig unterhalten und andererseits zum Nachdenken angeregt worden zu sein. Ich finde übrigens nicht, dass es sich um ein politisches Buch handelt – vielmehr ist „Zwischen Welten“ ein fantastisch geschriebener Gesellschaftsroman, der den Finger in die Wunde legt und alle irgendwo trifft. Und damit ist es für mich ein einzigartiges, ein hochaktuelles und brisantes Buch, das ich jedem und jeder unbedingt ans Herz legen möchte!
Immerhin wurde das neue Buch von Juli Zeh und Simon Urban schon etliche Male verrissen. Die Auseinandersetzung der beiden Studienfreunde Theresa und Stefan, die aus ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen heraus unterschiedliche Haltungen gegenüber öffentlicher Diskurse entwickelt haben und nun versuchen an ihrer alten Freundschaft anzuknüpfen. Doch zu viel scheint sie inzwischen zu trennen. Und mit Erschrecken muss man sich als Leser fragen: ist man inzwischen gezwungen eine Seite zu wählen? Darf man Bedenken äußern, ohne automatisch einem Lager zugeordnet und per sofort gecancelt oder Schlimmeres zu werden? 🤔 Theresa: "Es geht nicht um Einzelfälle. Es geht um die Symptome einer um sich greifenden Psychose. Manchmal denke ich, die Gesellschaft dreht durch."
Über die Form des Buches kann man streiten. Das Verfolgen einer Diskussion über 440 Seiten eMail, WhatsApp und letztendlich auch Telegram-Protokoll war mir zuweilen etwas anstrengend. Briefromane verbinde ich nach wie vor mit Daniel Glattauer und "Gut gegen Nordwind" hatte mich einfach zu sehr ins Herz getroffen. Das überaus präzise skizzierte Gesellschaftsbild in "Zwischen Welten" ist jedoch unumstößlich. Es beschreibt vollumfänglich die Misere in der wir uns befinden. Es allen recht machen zu wollen, dabei jedoch niemandem gerecht zu werden ist das selbst produzierte Problem einer Gesellschaft, die sich auf dem vermeintlichen Zenit ihres Wohlstands befindet.
Und so schließe ich mich den Worten von WELT-Chefreporterin Anna Schneider an: "Wenn wir so tun als wäre Juli Zeh ein Problem, frage ich mich, wo das enden soll."
Wenn man den Klappentext liest, ist im Großen und Ganzen klar, um was es in diesem Buch geht. Gleichzeitig fragt man sich, was es denn wohl mit dem Schwan auf sich hat. Diese Frage wird kurioserweise bereits auf der ersten Textseite beantwortet. Das Cover gibt also keine Rätsel mehr auf.
Weitaus wichtigere Fragen stellt der bereits zitierte Klappentext. Diese könnte der Rezensent allesamt beantworten. Macht er aber nicht, damit nicht etwa ein Spoilergeschrei losbricht. Erzählen tut er trotzdem einige inhaltliche Dinge. Schließlich sollen seine Zeilen Menschen im günstigsten Fall dazu veranlassen, diesen hinreißenden Dialog nicht zu verpassen.
Denn es ist ja ein solcher und zwar ausschließlich. Theresa und Stefan wohnten einst in einer winzigen 2-Zimmer-Wohnung. Diese kleinstmögliche WG funktionierte drei Jahre lang und bestens. Man driftete nicht in eine Beziehung ab, obwohl Stefan gewisse Ambitionen gehabt hätte. Theresa sah es völlig anders:
"Ich fand dich halt nicht sexy."
Also waren die beiden so etwas wie Geschwister. Sie waren "beide wie eine Wunschfamilie füreinander", und so sollte es für immer sein. Ein "Pakt", der auch zwanzig Jahre danach noch Gültigkeit besitzt. Stefan fasst zusammen:
"Ich glaube, wir sind einfach irgendwann in Richtung Freundschaft abgebogen und haben uns daran gewöhnt."
Doch wie das Leben so spielt, zwang Theresa eine familiäre Katastrophe zu einem drastischen Kurswechsel und zum Abbruch des Studiums. Zwanzig Jahre sollte man sich aus den Augen verlieren, aber der Zufall sorgte für ein Wiedersehen. Aus diesem entsteht nun, zwischen Hamburg und "Schütte", eine Brieffreundschaft der moderneren Art, per E-Mail und WhatsApp.
Ob das bei einem Umfang von fast 450 Seiten nicht langweilig wird? Nein, ganz im Gegenteil, denn das ist spannend, informativ und unterhaltsam zugleich. Die beiden haben unterschiedliche Horizonte, aber sie sind weit. Das ist auch nötig bei der Themenvielfalt, die zur Verfügung steht.
Allein durch die grundverschiedenen Berufe der beiden, er ist Journalist und Kulturchef bei einer Hamburger Wochenzeitung und sie selbständige Landwirtin, ist jede Menge Zündstoff vorprogrammiert, was sich dann aus Theresas Sicht so anhört:
"Irgend etwas an dir und deiner Arbeit provoziert mich. Vielleicht bin ich auch nur neidisch, weil du weiterhin in dieser Reden-Schreiben-Lesen-Welt lebst, aus der ich damals abgehauen bin."
Theresa hat andere Sorgen. 200 Rinder, die Mitarbeiter*innen und politischen Rahmenbedingungen und Sachzwänge rund um ihren Biohof fordern ihren Tribut und schließlich sind auch noch Mann und Kinder da.
Etwas erheiternd wird die Debatte um den geschlechtergerechten Sprachgebrauch, welchen Theresa als "modische Sprachkosmetik" bezeichnet. Schließlich habe die Emanzipation "mehr gekostet als ein Sternchen" und "jahrtausendealte Probleme" könne man damit nicht lösen. Weitaus heftiger wird es, wenn Rassismus oder Klimapolitik auf der Tagesordnung stehen. Zu allem Überfluss wären da noch die weltweite Pandemie und Putins Angriffskrieg in der Ukraine.
Alles in allem also ein teilweise heftiger, aber (meist) sehr kultivierter Schlagabtausch. Die beiden machen es vor. Liefern eine Art Rezept. Unterschiedliche Lebensauffassungen und -konzepte prallen, teilweise heftigst, aufeinander, aber solange man jeweils sachbezogen bleibt, müssen daraus keine Fronten oder gar Festungen entstehen, die einander bekriegen. Könnte man meinen ...
...aber es kommt ja oft ganz anders als man denkt.
Nachdem ihr erstes Wieder-Aufeinandertreffen an der Hamburger Außenalster recht katastrophal im Streit geendet ist, versuchen es Stephan und Theresa nochmal "in Ruhe" per Mail und Messenger. Sie geben sich so die Möglichkeit, einander neu kennenzulernen und dem Gegenüber zu veranschaulichen, wie es jeweils dem anderen in den letzten 20 Jahren ergangen ist und was sie selbst nun umtreibt!
Nachdem Theresa damals überhastet aus ihrer gemeinsamen WG ausgezogen ist, hat Stephan sein Studium beendet und ist letztendlich als Journalist beim DER BOTE gelandet und das auch noch als stellvertretender Chefredakteur! Eine Karriere wie im Bilderbuch, allerdings mit dem Zusatz "single" und "kinderlos"! Theresa hingegen konnte ihr Studium nicht beenden. Ihr Vater war gestorben und sie musste den Hof im ländlichen Schütte übernehmen. Auch sie hat, wenn man so will "Karriere" gemacht, denn immerhin hat sie geheiratet, zwei Kinder bekommen, ist "Vorstand" ihres Hofs und hat diesen auch noch auf Bio umgestellt!
Beide leben in unterschiedlichen Welten! Das merkt man nicht nur an den Beschreibungen ihrer unterschiedlichen Leben, sondern auch an der Art, WIE sie schreiben, welche Wörter sie verwenden! Stefan gendert ständig, Theresa hasst das, Stefan gebraucht häufig englische und hippe Ausdrücke, Theresa bodenständige und verständliche Sprache!
Trotz ihrer Differenzen und ihrer unterschiedlichen Leben - oder vielleicht gerade deswegen - fühlen sich beide zueinander hingezogen und versuchen einander zu verstehen und sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Denn beide wollen eigentlich dasselbe: den Klimawandel aufhalten und ein glückliches und zufriedenes Leben führen!
Im Laufe der Nachrichten, die sich über mehrere Monate strecken, spürt man aber auch, wie sich die Stimmung verändert! Sie wird dramatischer, brodelnder, genau wie beider Leben sich krass verändern! Die Geschehnisse überschlagen sich, Geplantes wird über den Haufen geworfen und auch ihre Gefühle zueinander werden immer wieder auf die Probe gestellt! Bis es am Ende zum fulminanten Showdown kommt...
Dieses Buch ist wirklich der Wahnsinn!! :-) So sprachgewaltig und aktueller denn je! Noch dazu die Idee, dieses Buch in dieser besonderen Erzählform auf den Markt zu bringen! Auch DAS aktueller denn je, denn wer telefoniert denn heute noch? Alles läuft digital ab, auch Beziehungen... Aber passt das noch in unsere Welt, die doch noch so sehr analog unterwegs ist? Schließlich interessiert sich die Erderwärmung, der Klimawandel usw. einen Scheiß für Wokeness, Gendersternchen, Abozahlen und was weiß ich! Aber genau diese Differenzen sorgen auch immer wieder und immer mehr für Probleme für ein normales Miteinander! Was darf man noch sagen? Und wem? Wie schnell wird man doch in eine Ecke gedrängt, nur weil man ein "falsches" Wort verwendet hat? Und schlimm, was das dann für Konsequenzen nach sich zieht!
Es geht darum endlich Verantwortung zu übernehmen, für unser Leben, für unsere Umwelt, für unsere Kinder, für unsere Lieben, für unsere Tiere...
Es ist nicht 5 vor 12, sondern 5 nach!! Juli Zeh und Simon Urban haben diese Botschaft und die der Veränderung unserer Gesellschaft sehr gut in ihr Buch gepackt!
Also, wer mal ein Buch der anderen Schreibe lesen möchte, dem empfehle ich "Zwischen Welten" sehr! Und allen anderen auch! ;-)
Klimapolitik, Rassismus, Gendersprache, Krieg und die Rolle der Medien. In ihrem neuen Roman Zwischen Welten (erschienen bei Luchterhand) stellen sich Juli Zeh und Simon Urban so ziemlich allen Themen, die unsere Gegenwart bewegen. Es ist ein Roman, der fragt, wie wir uns den nicht enden wollenden Problemen und Konflikten unserer Zeit stellen können, ohne zu verzweifeln.
In Form eines modernen Briefromans entfalten die Autoren einen fiktiven Dialog zwischen Theresa und Stefan. Erstere ist Landwirtin und kämpft zwischen stetig steigenden Kosten, immer neuen bürokratischen Hürden und zahlungsunwilligen Konsumenten um das Überleben ihres Bio-Hofes. Stefan hingegen ist Journalist bei Deutschlands größter Wochenzeitung und versucht durch journalistische Projekte gegen den Klimawandel zu kämpfen. Im Studium waren Theresa und Stefan eng befreundet, haben sich jedoch aus den Augen verloren. Ein zufälliges Wiedertreffen nach 20 Jahren endet in einem Desaster, doch die die beiden wollen nicht aufgeben und bleiben über Mail und What´s App in Kontakt. In langen Gesprächen berichten sich die beiden von ihren völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen, aus denen völlig unterschiedliche Haltungen gegenüber den aktuellen Problemen der Gegenwart entstehen. Sie kommen sich wieder näher und geraten aber auch immer wieder aneinander, streiten sich und müssen sich schließlich fragen, ob es in einer so gespaltenen Welt wie der unseren überhaupt noch einen Platz für sie gibt.
„Die Aufmerksamkeitsmaschine dreht sich Tag und Nacht und verarbeitet jede Information zu Meinungsbrei, getrieben vom Gekreisch in den sozialen Medien. Beschweren! Empören! Verdammen! Fordern!“
Zwischen Welten ist einer der dringlichsten und lehrreichsten Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Zeh und Urban behandeln nicht nur die polarisierenden Fragen unserer Zeit, sondern es wird auch diskutiert, wie wir überhaupt in einen konstruktiven Dialog miteinander treten können. Es wird über die Rolle der Medien und des Journalismus reflektiert und gefragt, wie weit Aktivismus gehen darf.
Durch die sehr unterschiedlichen Positionen der Hauptprotagonisten werden die wichtigsten Konflikte und Themen, die unsere Gegenwartsgesellschaft bewegen, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Als Leser wird man gezwungen, seine Position und die eigenen Werte noch einmal zu überdenken. Dabei liest sich das ganze keinesfalls wie ein Sachbuch. Die Unterhaltung zwischen den Hauptcharakteren ist mal ernst, oft humorvoll und manchmal auch verzweifelt angesichts der scheinbar unlösbaren Probleme.
In ihrem neuen Roman, den sie gemeinsam mit Simon Urban geschrieben hat, treffen sich die Jugendfreunde Stefan und Theresa nach vielen Jahren wieder und stellen fest, dass sie sich inzwischen in ziemlich unterschiedlichen Welten bewegen. Das ungeplante Wiedersehen war für beide aufwühlend und in Nachgang tauschen sie jede Menge Emails und Messages aus. Und genau die sind der Inhalt des Romans, ein sehr spezieller Schreibstil, der mir hier ausgesprochen gut gefallen und gepasst hat.
Gendersprache, Rassismus, Klimawandel, Diskriminierung - diese Themen beschäftigen Stefan, der bei einer großen Hamburger Tageszeitung arbeitet. Theresa hat spontan den Bauernhof des Vaters in einem Dorf in Brandenburg übernommen und ist von diesen geistigen Themen oft sehr weit weg. Ihr Leben bestimmen Kühe, die gemolken werden müssen und eine Agrarpolitik, die ihre Existenz bedroht.
"Wer existenziell lebt (ich) muss nicht sensationell leben (du). Wer das Existenzielle verloren hat (du), braucht die Sensation. Das unterscheidet dich und mich. Es unterscheidet Stadt und Land. Existenz will "sein". Sie ist angewiesen auf Kreisläufe und Nachhaltigkeit. Sensation will "werden". Sie ist angewiesen auf Wachstum und Steigerung. Auf Dauer destruktiv. Das sind antagonistische Prinzipien".
Und zwischen diesen beiden Welten findet nun ein Schlagabtausch statt, samt Annäherungen, Missverständnissen und Zerwürfnissen mit Kontaktabbruch. Eine großartige Dynamik entsteht, bei der der Humor nicht zu kurz kommt, aber die Themen dennoch zum Nachdenken anregen. Für mich ist das Buch ein Highlight.
Dieser Roman besteht ausnahmslos aus Emails und WhatsApp-Nachrichten, was ich unglaublich spannend fand, weil man schriftlich viel ausführlicher und oft auch viel ehrlicher ist, als wenn ein Gesprächspartner einem gegenüber steht, was ich selbst ganz erstaunlich finde. Stefan würde mich übrigens jetzt korrigieren und darauf hinweisen, dass es Gesprächspartner*in heißen muss, womit wir bereits voll im ersten Thema wären. Mit seiner konsequenten geschlechtergerechten Schreibweise hat er mich in den Wahnsinn getrieben, wie ich zugeben muss. Manchmal kamen Begriffe zustande, die mich dann aber auch laut auflachen ließen, denn ganz ehrlich; Gäst*innen kann niemand ernst meinen. Oder doch? Diese Schreibweise hat Stefan übrigens knallhart durchgezogen und dafür zolle ich dem Charakter und den Autoren Respekt.
Dies war aber natürlich nicht das Hauptthema und überhaupt gab es da auch wirklich viele; ob Agrarpolitik, das Klima, Rassismus oder die soeben erwähnte Gendersprache, alles wurde angesprochen und sehr ausführlich diskutiert. Und genau da prallten die Welten aufeinander, erhitzten sich die Gemüter, kochten die Emotionen hoch. Im übrigen auch bei mir, denn selten haben mich Charaktere im Buch so aufgeregt, so berührt, so mitgerissen und auch bewegt. Wichtig und richtig fand ich dabei, dass keine Sichtweise bevorzugt wurde, beide Seiten kamen zu Wort und haben ihre Argumente vorbringen dürfen.
Hat mir der erste Teil des Buches schon gefallen, so fand ich die zweite Hälfte grandios! Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Buch über die realen Dinge, Fragen und Probleme so begeistern würde. Ganz nah an der Realität wurde Corona und auch der Krieg in der Ukraine thematisiert, fanden wahre Ereignisse und Begebenheiten ihren Platz. Das war schon großes Kino inklusive Drama, Familiengeschichte, politischem Krimi und natürlich auch einer riesigen Portion Gesellschaftskritik. Ganz meisterlich! Volle Punktzahl und ein zusätzliches Gendersternchen gibt es dafür von mir. Lesenswert!
"Unter Leuten", "Über Menschen" und "Zwischen Welten", diese drei letzten Romane der Autorin Juli Zeh
spielen in Brandenburg, der aktuelle auch in Hamburg.
Es handelt sich jeweils um einen Gesellschaftsroman. Ich finde alle drei Romane rundherum gelungen, heute möchte ich allerdings "Zwischen Menschen" vorstellen und meine Meinung dazu zusammenfassen.
Es gibt vorweg zu sagen, dass es sich um einen so genannten "Briefroman" handelt, der hier in moderner Form daherkommt - Whatsapp, Mail !!! Liest sich sehr gut muss ich sagen, hatte erst einmal Vorurteile, aber ich habe mich sehr schnell eingelesen, hat mir sehr gut gefallen, wie die Autorin ihre Idee rüberbringt.
Zeh schreibt den Roman gemeinsam mit ihrem Kollegen Simon Urban, der auch kein unbeschriebenes Blatt als Autor ist.
Die Geschichte erzählt von Theresa und Stefan, es sind 20 Jahre vergangen, sie treffen sich in Hamburg wieder. Allerdings haben sie sich auseinander entwickelt. Damals waren sie eng, heute ist es einfach nur eine Katastrophe, als sie sich treffen. Stefan arbeitet für "Der Bote" - ist sozusagen ein Karrieremensch. Theresa hingegen hat den Bauernhof des Vaters übernommen. Sie leben jeweils ein total anderes Leben wie der andere. Aber nicht nur ihrer beider Leben, auch ihre Haltungen gehen auseinander. Stefan setzt sich auf seine Weise gegen Klimawandel ein und Theresa hat mit ihrem Milchhof zu tun, um zu überleben.
Die Geschichte ist total aktuell, am Puls der Zeit. Es werden all die brisanten Themen in die Geschichte involviert, die uns so umtreiben.
Die beiden Hauptcharaktere wollen sich wieder annähern und vom anderen mehr in Erfahrung bringen, sie beschließen, dies via mail bzw. whatsapp zu tun.
Die Frage steht im Raum, ob man sich zwischen den Welten befinden kann oder es unbedingt nötig ist, sich für eine Seite zu entscheiden !!! Es geht aber auch darum, ob es Liebe oder Freundschaft möglich machen, zwischen den Welten zu leben.
Zeh und Urban haben mit diesem Buch einen wahrhaft aktuellen Gesellschaftsroman geschaffen, rundherum, wie ich finde, gelungen, sie haben sich den Themen unserer Zeit angenommen, diese in eine spannend lebendige und authentisch glaubwürdige Geschichte gepackt.
Ich bin begeistert !!!
Der Roman ist in Form eines Briefwechsels zwischen zwei alten Freunden Theresa und Steffan geschrieben, die sich nach Jahren wiederfinden und über ihre politischen Ansichten streiten.
Sie ist eine Mitte 40er Landwirtin in der ostdeutschen Provinz und engagiert sich für den Umweltschutz und die Energiewende. Stefan, auch Mitte 40. ist Journalist in der Großstadt Hamburg und schreibt über Themen wie Migration, Integration und Identität.
In ihren E-Mails und WhatsApp-Nachrichten geht es um die Debatten unserer Zeit.
Dabei werden Themen wie Gendern, Ostdeutschland, Cancel Culture und Klimawandel angesprochen.
Ich konnte mich während der Lektüre eher mit der Landwirtin Theresa identifizieren, ihre Ansichten und Argumentationen waren meiner Ansicht nach nachvollziehbarer. Steffan dagegen ging mir schon nach wenigen Mailverläufen auf die Neven, allein das ständige gendern war schwer zu ertragen. Das ist allerdings ein Teil dieses Charakters, den ich allerdings beim besten Willen nirgendwo im echten Leben schon einmal gesehen habe und mir als überspitzen Archetyp des woken Hipsters.
Ihre Argumentationen waren oftmals sehr unterhaltsam, jedoch teilweise anstrengend und redundant. Niemand ist wirklich von seiner Ansichtsweise abgerückt, oder ließ sich überzeugen. Vielmehr radikalisierten sich beide in ihrer eigenen Informationsblasen.
Es war spannend zu verfolgen wie Steffan mit seinen "die Geister, die ich rief"-Nachwirkungen zu kämpfen hatte und Theresa immer mehr an der deutschen Bürokratie und Politik verzweifelte.
Eine schöne Momentaufnahme der aktuellen gesellschaftlichen Themen in Deutschland. Ich glaube mit diesem Erfolgsrezept werden entweder Juli Zeh, oder andere Autoren noch viele Romane veröffentlichen. Hoffen wir nur, dass sie helfen , dass beide Seiten auf sich zugehen können.
Seit Über Menschen bin ich den Romanen von Juli Zeh ein bisschen verfallen. Ich habe im Anschluss gleich noch Leere Herzen gelesen und als ich gesehen habe, dass sie einen Roman, sogar einen Briefroman, zusammen mit Simon Urban (von dem ich allerdings noch nichts kenne) veröffentlichen wird, war für mich klar - Das muss ich lesen!
Teresa und Stefan haben zusammen studiert und in einer WG zusammen gewohnt. Durch Zufall treffen sie nach 20 Jahren in Hamburg wieder, wo Stefan inzwischen Zeit wohnt und arbeitet. Er ist stellvertretender Chef-Redakteur bei der BOTE, Deutschlands größter Wochenzeitung. Theresa ist nach dem Studium, was sie nicht beendet hat, in ihrer brandenburgische Heimat zurück gekehrt und betreibt dort den elterlichen Bio-Milchhof weiter nach dem Tod ihres Vaters. Die Begegnung endet im Streit, aber es folgt ein langer und ausgiebiger Wechsel von E-Mails und Whatsapp-Nachrichten über den sie sich einen sehr hitzigen Schlagabtausch über gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Gendersprache und Rassismus austauschen.
Der Roman ist komplett in E-Mails und WhatsApp-Nachrichten geschrieben. Ich liebe solche Art Romane, kann mir aber vorstellen, dass nicht für jeden etwas ist. Beide tauschen sich über gut 450 Seiten über sehr viel aus und schreiben auch sehr lange Nachrichten. Es gibt aber trotzdem ein gewissen roten Faden bzw. eine Entwicklung beider Personen. Generell finde ich, dass sich solche Art von Romanen sehr schnell lesen lassen, aber hier habe ich immer nur so 50 bis 60 Seiten gelesen, weil ich manche Themen erstmal sacken lassen musste. Über einige sehr gute Formulierungen und Metaphern musste ich auch noch ein bisschen nachdenken. Das Buch ist schon ein bisschen Arbeit. ;)
Bei Stefan ist von Anfang klar, dass er in Theresa mehr sieht als nur eine Freundin. Schon damals wollte er mehr von ihr, aber sie hat ihm immer deutlich gemacht, dass da nicht ist von ihrer Seite. Ich fand Stefans Verzweiflung sie unbedingt doch von sich zu gewinnen manchmal etwas beschämend, wo doch eigentlich ziemlich offensichtlich ist, dass sie nichts von ihm möchte und auch schlichtweg andere Probleme hat. Theresa ist verheiratet und zwei Kinder. Die Ehe steht auf wackligen Füßen, weil Theresa durch ihren Betrieb einfach zu wenig Zeit für die Familie hat. Es ist kein Urlaub möglich und oft schafft sie es nicht zu den gemeinsamen Mahlzeiten. Ich fand diese Situation ziemlich ironisch und habe mich oft gefragt, wie es wäre, wenn Theresa ein Mann wäre und die Reaktionen dann die gleichen wären. Allerdings fand ich objektiv natürlich absolut nachvollziehbar, dass dies ständig zu Streits geführt hat zwischen ihr und ihrem Mann. Mir gefiel, dass Juli Zeh so ein paar Anspielungen auf ihre anderen Romane gemacht hat. So kommt Lars, ein guter Schulfreund von Theresa aus Bracken - dem fiktiven Dorf aus Über Menschen. Vielleicht gab es noch mehr Querverweise, aber ich kenne leider (noch) nicht alle Bücher
Ich fand wirklich bemerkenswert, dass wenn Stefan mal mit eigentlich für ihn guten und positiven Nachrichten in seinem Leben bei Theresa ankam, dann hat sie das jedes Mal gnadenlos zerpflückt und ihm dem Spiegel vorgehalten. Es deutlich spürbar, wie hier die Lager sind Theresa kämpft jeden Tag mit ihrem landwirtschaftlichen Betrieb ums nackte Überleben, hat 12 und mehr Stunden-Tage, Ehe-Probleme etc. und Stefan schreibt irgendwie nur darüber in seine teuren Designer-Wohnung. Ich konnte mich aber trotzdem sehr mit Stefan identifizieren, vor allem als um die Gender-gerechte Sprache ging. Ich konnte allerdings auch Theresas Argumente verstehen, dass sie sich mit so etwas nicht abgeben kann und möchte. Ich fand sie allerdings wirklich sehr hart und viele ihrer Meinungen driften mir teilweise zu sehr ins Rechte Milieu ab, vor allem als sie sich Aktivisten anschließt.
Ab ungefähr der Hälfte nimmt die Geschichte dann wirklich an Fahrt auf, so dass sich sogar ein gewisse Spannung aufgebaut hat. Auch bei Stefan gibt bei der Zeitung ein einschneidendes Erlebnis, welches dazu führt, dass auch Stefans Zukunft ungewiss ist. Hier gibt wird auch nochmal deutlich gemacht, was Social Media anrichten kann, wenn eine gewisse Öffentlichkeit genießt und sich einen verbalen Fehltritt leistet. Das fand ich wirklich heftig, auch die Auswirkungen auf Familie und Freunde. Natürlich war mir das nicht unbekannt, aber es schockiert doch immer wieder, welches Ausmaß so etwas annehmen kann und von heute auf morgen das ganze Leben zerstört und auch zur realen Gefahr werden kann. Die Handlung spitzt sich zum Schluss rasant zu und auf das Ende wurde gut hingearbeitet und eignet sich gut für einen Austausch/ Diskussion.
FAZIT:
Zwischen Welten ist ein hochaktueller Gesellschaftsroman in Briefform, der aufwühlt und dem Lesenden häufig den eigenen Spiegel vorhält. Der Roman greift aktuelle Themen auf. Ich bin immer ein bisschen zwischen beiden Meinungen der Protagonisten hin und her gependelt und teilweise rief auch einiges absolutes Unverständnis bei mir auf, aber ich glaube, genau diese Gefühle sollten hiermit erzeugt werden.
#zwischenwelten ist ein digitaler Briefroman, dem es mit großzügiger Genialität gelingt, im Wortaustausch einen galoppierenden Spannungsbogen aufzubauen, der genussvoll Gaga macht.
@juli__zeh gewährt Leser*innen mit der Stimme, die sie Theresa schenkt, Eintritt in einen körperhaft naturverbunden gelebten Raum. Auf der einen Seite braucht Theresa für atmosphärisch geschilderte Momente wenig Wörter - schreibt ökonomisch konzentrisch. Auf der anderen Seite bläst ihre rotzfrech, kratzbürstig wütende Stimme an vielen Stellen überschüssiges CO2 in die Luft. Diese innerpersönliche Kontroverse trifft mit der Faust aufs Auge in unsere Zeit.
@christophsimonurban nimmt mit Stefans Stimme Leser*innen in eine sich digital kannibalisierende Berufswelt mit, in der er versucht die Vernunft in der Welt zu finden. Verbissen ist er von seinen Ansichten überzeugt und belügt sich häufig mit seiner sich überlegen fühlenden Mimik. In den Momenten hingegen, in denen er sich mutig Perspektivwechseln widmet, seine Augen entweder nach rechts oder links schulend fokussiert, wird er in seiner Ehrlichkeit unglaublich verletzlich und modern begeisternd. Doch wird ihm der dabei entstehenden Druck auf seine Iris meist zu lästig und lässt die Augen - von sich selbst geschlagen - auf seine Hosenbeine fallen.
Dieser akute Gesellschaftsroman steht zu Recht auf dem 1. Platz der Spiegelbestsellerliste, - wie sein umhauendes Ende, ist alles an ihm 'Crash Boom Bang'. So etwas habe ich noch nie gelesen - andauernd wurde mir meine Nasenspitze beim Denken lang gezogen und dann wieder platt gedrückt.
"Vielleicht ist das ohnehin das Einzige, was man für die Welt tun kann: ein bisschen Schönheit hineinbringen." (S.393)
Vielen lieben Dank an @bloggerportal und @luchterhand_verlag für das #rezensionsexemplar
Der Klappentext hat mich sehr angesprochen und so habe ich eine Facettenreiche Geschichte mit verschiedenen Standpunkten erwartet. Genau das habe ich bekommen, allerdings haben mich ein paar Dinge gestört, die mir das Lesen nicht grade vereinfacht haben.
Das gesamte Buch besteht aus E-Mails, die sich Stefan und Theresa schicken, an sich erstmal eine nette Idee. Für mich war es oft ziemlich anstrengend die langen Monologe zu verfolgen. Dies sollte sicherlich als stilistisches Mittel dienen, jedoch war das eher nichts für mich.
Mir hat die Gegenüberstellung der beiden Meinungen gut gefallen und die verschiedenen Standpunkte fand ich interessant und facettenreich. Mich hat die Geschichte in mancher Hinsicht zum Nachdenken angeregt. Die hochaktuellen Themen wie bspw. Klimapolitik oder Anfeindungen im Netz empfand ich hierbei als besonders interessant. Besonders gegen Ende hat die Geschichte nochmal mächtig an Fahrt aufgenommen und ich habe viel über die verschiedenen Sichtweisen und Möglichkeiten nachgedacht.
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: Für mich war das Buch durch das E-Mail-Format nicht so einfach zu lesen, dennoch sind die Diskussionen und die verschiedenen Standpunkte interessant und wichtig.
Inzwischen geht es mir selbst manchmal so, dass ich dreimal überlege, ob das jemand falsch verstehen kann, ehe ich etwas in den social media Kanälen poste. Die vielen shitstorms, die sich tagtäglich beispielsweise auf Twitter ereignen, erlebe ich als schockierend. Interessant ist zum Beispiel, wie dieser neue Roman von Juli Zeh in der Presse aufgenommen wird. Hier gibt es nämlich auch bereits ein kräftiges Vor-Verurteilen, weil Juli Zeh mit ihrem Schreiben und ihrer öffentlichen Meinung nicht dem Mainstream entspricht, somit scheinbar nicht auf „der richtigen Seite“ steht. „Zwischen Welten“ zeigt mir noch einmal in aller Deutlichkeit, was da wirklich passiert und welche Auswirkungen es auf betroffene Personen hat, von allen Seiten aufgrund einer Äußerung, die oftmals bewusst falsch ausgelegt wird, angeklagt und gebrandmarkt zu werden. In diesem Roman betrifft es nicht nur eine Karriere, sondern zerstört beinahe eine Familie.
Juli Zeh und Simon Urban greifen Themen der aktuellen Debatten auf. Sie zeigen genau, wie es mit der Meinungsfreiheit aussieht, beim Thema Gendern, Rassismus, Klimawandel, Identität, eben „woken“ Themen, wie vorsichtig man sein muss, um nicht im Auge des Sturms zu landen. Zeh hat die Form eines Email-Austauschs gewählt, was mir zunächst unpassend erschien, dann aber doch stimmig war.
„Die Welt wird nicht gerechter, wenn man an der Sprache rumschraubt und alles auf einer Meta-Ebene behandelt. Das interessiert nur die Akademikerblase. Außerhalb deiner Welt sind Menschen entsetzt, dass ihre Probleme ignoriert werden, während man Kunstwerke mit Sternchen benennt.“
Hauptprotagonisten sind Stefan und Theresa. Beide kennen sich aus ihrer Studienzeit in Münster, als sie zusammen in einer WG wohnten und die allerbesten Freunde waren. Theresa, 41, lebt inzwischen in einem Dorf in Brandenburg, sie hat nach dem Tod des Vaters den Bio-Bauernhof übernommen. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne. Sie verschwand damals einfach ohne Erklärung aus dem Münsteraner WG-Leben. Stefan, 46, studierte weiter und schaffte es bis nach Hamburg in die Führungsebene im Bereich Kultur einer großen, bekannten Wochenzeitung. Er lebt als Single und hat sich ganz seiner Karriere verschrieben. Zufällig begegnen sich beide in Hamburg wieder und verbringen zusammen einen Tag an der Außenalster, der allerdings unversöhnlich im Streit endet. Zu unterschiedlich sind die Meinungen, die sie jeweils vertreten, zu eingefahren sind sie in ihrer jeweiligen Lebenssituation.
Im ersten Teil tauschen sich beide in kurzen Whats App Nachrichten aus, die oftmals wild durcheinander den anderen und dessen Meinung anklagend hin und her sausen. Hier zeigt sich, wie wenig geeignet dieser Weg ist, sich wirklich mit einem anderen Menschen auseinanderzusetzen. In diesen Nachrichten zeigt sich auch, dass Stefan wohl damals in Theresa verliebt war und womöglich immer noch ein wenig davon übrig ist.
„Wer existenziell lebt (ich), muss nicht sensationell leben (du). Wer das Existenzielle verloren hat (du), braucht die Sensation. Das unterscheidet dich und mich. Es unterscheidet Stadt und Land.“
Stefans Zeitung ist im Umbruch; er selbst sorgt mit dafür, dass Themen, wie der Klimawandel in den Vordergrund treten, lässt gar „Aktivisten“ ohne Zeitungserfahrung in der Redaktion mitarbeiten, stellt damit aber auch die Neutralität der Presse in Frage. Einige Zeit später merkt auch Stefan, dessen Mentor und Chef, ein kluger Mann mit reichem Erfahrungsschatz, der ihm viel Verantwortung überträgt, dass es eben doch aus dem Ruder geraten kann, wenn einseitig angesagte Themen die klassische Berichterstattung plötzlich dominieren soll.
„Und verdächtig wird es in meinen Augen, wenn sich ein Mainstream entwickelt, der keinen Widerspruch mehr duldet. Wenn Leute (wie du) auf einmal blind werden für Gegenargumente und abweichende Meinungen. Wenn es keine Diskussion mehr geben soll, sondern nur noch alternativloses Handeln.“
Theresa kämpft im dörflichen Brandenburg um ihr Überleben als Landwirtin. Sie ist auf Zuschüsse vom Staat angewiesen, damit sie ihre Angestellten bezahlen kann und ihre Familie durchbringt. Die Ehe mit Basti kriselt, die beiden Jungen leiden darunter. Doch die Regierung sagt heute so, morgen so. Ein langfristiges Planen ist da nicht drin, in der Landwirtschaft gerade mit Tieren, aber notwendig. Kühe sind nicht mehr angesagt. Doch der Nachbar, der deshalb extra eine Biogasanlage gebaut und das Vieh abgeschafft hat, wird ebenfalls durch Gesetzesänderungen im Stich gelassen und steht am Rand der Insolvenz.
Warum sich Stefan und Theresa weiter austauschen, ist mir oft unklar. Sie treffen sich sogar noch einmal in Hamburg, doch auch diese Begegnung endet im Streit und in einer körperlichen Auseinandersetzung (die Stefan später sogar zum Verhängnis wird). Als sie dann jedoch beginnen, sich lange Emails zu schreiben und tiefer auf einander eingehen, scheint sich ein Weg zueinander anzubahnen. Vielleicht auch, weil sich in dieser Zeit, bei beiden so viele Widrigkeiten in der Arbeit ergeben, dass sie sich einsam fühlen und einander durch den Austausch stützen können. Fast gehen sie soweit, gemeinsame Zukunftspläne zu überlegen. Doch kommt es anders.
Stefans Chef wird aus der Zeitung gemobbt, weil er einen „falschen“ Satz sagt. Stefan ist damit gleich wieder im Rennen. Und Theresa wird selbst zur politischen Kämpferin um bessere Bedingungen für die Landwirtschaft. Für sie endet es weitaus bitterer als für Stefan, der sein Fähnchen offenbar leichter im Wind schwenken kann …
Überall gibt es Stimmen, die diesen Roman für vollkommen misslungen halten. Selten höre ich Lob. Nun ist natürlich klar, dass Juli Zehs Romane vom Inhalt leben. Sprachlich und formell gibt es da keine Highlights. Ich empfinde den Roman trotzdem als gelungen und als sehr wichtiges Zeitdokument. Mir spricht die Heldin Theresa sehr oft aus dem Herzen. Zumal ich durchaus einmal Einblick hatte, wie Landwirtschaft und generell das Leben auf dem Land/Dorf grundlegend anders funktioniert als in der Großstadt. Es ist immer gut, einmal „in den Schuhen eines anderen zu gehen“. Es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die nicht nur mit dem Mainstream mit schwimmen, sondern mutig dagegen halten. Gerade in der Presselandschaft mangelt es meinem Empfinden nach daran. Presse sollte neutral berichten und keine politisch vermeintlich richtigen Positionen beziehen. Was Juli Zeh in Interviews bezüglich der Lesart sagt, finde ich noch wichtig zu erwähnen. Simon Urban und sie wollten damit darauf hinweisen, dass es wichtig und sinnvoll ist im Gespräch, im Austausch zu bleiben, auch wenn man vollkommen gegenteilige Meinungen vertritt.
Inhaltlich sprach mich der Klappentext bzw. die Inhaltsangabe der Verlagsseite, sehr an. Es werden Themen behandelt, die unsere Gesellschaft (beginnen zu) spalten. Jeder bekommt dies in seinem persönlichen Umfeld oder zumindest in den sozialen Medien mit. Verpackt in diesem Briefroman wird man mit verschiedenen Themen konfrontiert und muss sich fragen, wo steht man selbst. Wie ist der eigene Umgang mit verschiedenen Meinungen, bleibt die Kommunikation noch respektvoll? Wie ist die eigene Streitkultur, die Empathie und das Miteinander, wenn Meinungen auseinander gehen?
Die beiden Protagonisten Theresa und Stefan tauschen sich im Roman per E-Mail und What`s App über ihre Leben aus, die sich in zwei komplett andere Richtungen entwickelt haben. Als Leserin fiel es mir leicht, dem Schlagabtausch zu folgen. So ein Briefwechsel lässt sich leicht lesen und bleibt auch spannend. Einige Sequenzen fand ich sehr übertrieben, machen aber auch klar, wie wichtig es ist sich Gedanken über die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation und den eigenen Standpunkt zu machen und zu hinterfragen, ob auch andere Meinungen ihre Berechtigung haben - es nicht immer nur schwarz und weiß gibt, sondern auch viele verschiedene Grautöne.
Beim Lesen steht man nicht immer nur auf einer Seite, die Sympathien wechseln zwischen den Protagonisten hin und her. Beide Seiten haben ihre Probleme. Man merkt wie sehr jeder in seiner eigenen Welt gefangen ist und die Gegenseite gar nicht richtig hört oder hören kann.
Die Stimmung spitzt sich immer mehr zu und am Ende war mir die Entwicklung doch zum Teil etwas zu "radikal" - die Stimmung kocht immer mehr hoch. Stefan kommt mir manches mal vor, wie ein Fähnchen im Wind.
Der Roman spiegelt aber sehr schön wieder, wie es aktuell in der Gesellschaft aussieht, auch wie in den sozialen Medien kommuniziert wird und welchen Einfluss die Medien haben.
Ein Roman, der durch seine Aktualität und Brisanz überzeugt, wenn auch teilweise überspitzt dargestellt. Unbedingte Leseempfehlung.
Zwanzig Jahre sind vergangen, als sich die Landwirtin Theresa und der Journalist Stefan zufällig Wiederbegegnung. Aus unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden: Klimapolitik, Gendersprache, Rassismusvorwürfe - es ist, als liefen die Gräben einer gespaltenen Nation mitten durch ihre Beziehung. Kann ihre Freundschaft die Kluft noch überbrücken?
Cover
Das Cover ist wieder ganz schlicht, so wie man es von Juli Zeh gewohnt ist.
Schreibstil
Der Schreibstil ist angenehm und packend.
Inhalt/Rezension
Stefan und Theresa kennen sich aus der Studienzeit, beide haben unterschiedliche Lebensweisen eingeschlagen. Als sie sich wieder treffen, prallen diese aufeinander. Auch als die beiden versuchen aufeinander zu zugehen und von vorne zu beginnen, kommen sie immer wieder an ihre Meinungsverschiedenheiten heran und tragen diese aus.
Unterschiedliche Themen, wie z.B. der Klimaschutz oder die Gleichberechtigung werden angesprochen und haben mich ,durch die gegensätzliche Sichtweise, zum Nachdenken angeregt.
Man liest die unterschiedlichen WhatsApp- und Telegramnachrichten und verfolgt auch den Emailaustausch der beiden Protagonisten, das war für mich erst etwas gewöhnungsbedürftig, dann hat es mich aber gefesselt und überzeugt.
Ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen und bin begeistert von der Erzählweise und der Thematik des Buches.
Fazit
Wieder ein tolles Buch von Juli Zeh, ich freue mich schon auf weitere.
Zum Buch
Autoren: Juli Zeh, Simon Urban
Verlag: Luchterhand
Buchlänge: 444 Seiten
Zum Wochenstart möchte ich euch #zwischenwelten von #julizeh und #simonurban vorstellen. Der Roman, der vor drei Wochen im Handel erschienen ist, wird schon heiß diskutiert und vielfach gelobt. Ich selbst habe keine Rezension bisher dazu gelesen, weil ich bisher alle Romane - bis auf Adler und Engel- von ihr verschlungen, in den Autorenhimmel gehoben habe und dementsprechend einfach angenommen habe, dass er mir auf jeden Fall gefallen würde oder sogar wieder Chance auf ein #jahreshighlight haben würde.
Kurz zum Inhalt: Theresa und Stefan, zwei Freunde aus Studienzeiten, die mehr Familie als Freunde füreinander waren, treffen sich nach 20 Jahren wieder. Das Treffen ist ein Desaster, dennoch oder gerade deswegen bleiben sie in Kontakt; allerdings hauptsächlich per Mail bzw. messenger. Schnell wird klar, dass es hier um (misslingende) Kommunikation, (mangelndes) Verständnis und Verstehenwollen geht, vor allem eben in der digitalen Welt. So empfinde ich das digitale setting als sehr stimmig. Die beiden Charaktere liefern sich mal gepfefferte, dann wieder feinsinnige, aber auch rechthaberische Schlagabtausche und machen dabei eine (Schein-) Entwicklung durch, denn am Ende kommt der große Knall. Mehr verrate ich dazu erst mal nicht.
Zu Beginn war ich neugierig und vor allem gierig, habe gelesen und mich gut einfühlen können; Stefan blieb für mich immer mit schalem Beigeschmack, was sehr gut zu seinem blasiert, arroganten Charakter gepasst hat. Da der Roman eher eine Idee oder eine Kritik transportiert, dafür aber weniger eine Handlung, wurde meine Gier weniger, zwischenzeitlich war ich auch genervt von dem mangelnden Vermögen zweier eigentlich doch cleverer Erwachsenen offen zu debattieren.
Getragen haben mich durch die teilweise vorhandenen Durststrecken die Hoffnung auf ein fulminantes Ende und die spannenden Hintergrundinfos zu den Problemen der ökologischen Landwirtschaft. Das Durchhalten in der Mitte hat sich gelohnt, wurde ich doch mit einem spannenden Ende belohnt; wenngleich es ein wenig absehbar war. Ich kann euch also eine Empfehlung aussprechen, auch wenn es an vorherige Romane der Autorin m.M. nach nicht heranreicht.
Die beiden Autoren Juli Zeh und Simon Urban haben den Roman so konzipiert, dass sich die beiden Hauptprotagonisten ausschließlich über ihre E-Mails bzw. Handynachrichten austauschen. Darin diskutieren die beiden hochaktuelle und brisante gesellschaftspolitische Themen. Es geht um die Genderthematik, die Klimakrise, den Ukrainekrieg, aber auch darum wie Politiker mit Bürgern umgehen, die in Eigeninitiative Verbesserungsvorschläge für bestehende Missstände vor Ort erarbeiten und darum, weshalb sich Teile der Bevölkerung von der Politik allein gelassen fühlen. Der „Briefaustausch“ der beiden Mittvierziger behandelt aber auch aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie z.B. die Macht der sozialen Medien oder die vorherrschende Debattenkultur, die es möglicherweise gar nicht mehr gibt.
Die beiden Protagonisten stehen an sich für den Titel des Buches. Ihr „Schlagabtausch“ bewegt sich auch im übertragenen Sinn zwischen den Welten. Sie stehen für Großstadt und Landleben, für Ost und West, für Politikverdrossenheit und Aktivismus, für Familie und Singlehaushalt, für Frau und Mann.
Die schriftlichen Debatten von Theresa und Stefan werden temporeich und schonungslos geführt. Sie nehmen dabei kein „Blatt“ vor dem Mund. Das muss nicht nur der jeweils andere von ihnen aushalten können, sondern auch der/ die Leser*innen. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen, beleuchten verschiedene Aspekte des jeweiligen Themas. Dies ermöglicht dem/der Leser*in, sich selbst eine Meinung zu der jeweiligen Sachlage zu bilden. Eine Meinung, mit der man in die nächste Diskussion mit seinen/ ihren Mitmenschen starten kann. Denn darum geht es ja, selbst eine Meinung angemessen vertreten, aber auch andere Meinungen anhören und aushalten zu können.
Fazit:
Eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit brisanten, hochaktuellen Themen mit dem Appell zur freien Meinungsäußerung!
Juli Zeh schafft es mal wieder die aktuellen Gegebenheiten auf eine sehr persönliche Weise zu schildern und zusammen mit Simon Urban eine Konstellation zu erzeugen in der die Spaltung der Gesellschaft, die Brüche und unterschiedlichen Sichtweisen zu aktuellen Diskussionen spannend und sehr realistisch präsentiert werden.
Nach 20 Jahren treffen sich Theresa und Stefan zufällig in Hamburg. Während des Studiums haben sie zusammen in einer WG gelebt und gut kennengelernt.
Als Theresas Vater starb, hat sie den elterlichen Bauernhof weitergeführt und war von da an in ein anderes Leben geworfen. Stefan ist erfolgreicher Journalist.
Die Beiden knüpfen an die alten Zeiten an und es entsteht ein reger Austausch.
Die sehr unterschiedlichen Standpunkte, Sichtweisen und Argumentationen , daß Aufeinanderprallen unterschiedlicher Lebens- und Erlebenswelten ist ergreifend und spannend erzählt und ich habe mich beim Lesen beiden Positionen sehr nahe gefühlt und mitgelitten.
Ein fulminantes Werk und absolut lesenswert!
Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr schwer. Irgendwie war mir das anfangs etwas zu politisch. Schnell hatte ich mich dann aber eingelesen und konnte das Buch kaum noch zur Seite legen. Man muss hier teilweise zwischen den Zeilen lesen, dann findet man ein Buch, das einen kaum noch loslässt. Mir hat vor allem die Geschichte in der Geschichte sehr gut gefallen: wie sich Stefan und Tessa annähern, was hinter den Kulissen spielt. Die Mails fand ich teilweise aber ermüdend lang und auch, dass sich die beiden kaum zuhören und aufeinander eingehen. Da liegen wirklich Welten zwischen den beiden.
Das Buch ist sehr aktuell, verpackt die Klimakrise, den Ukrainekrieg und das Gendern in eine Handlung. Vor allem aber das Gendern von Stefan hat mich mit der Zeit nur noch genervt*innen. Bewegt und aufgerüttelt hingegen hat mich das Schicksal Theresas. Dass es so schlimm um die Bauern steht, hätte ich nicht gedacht.
Das Ende fand ich für mich nicht befriedigend, was vor allem an Tessas Entwicklung lag.
Fazit: Eigentlich mag ich Juli Zeh und ihre Romane sehr gerne. Zwischen Welten empfand ich – trotz aller Begeisterung – für etwas schwächer. „Unterleuten“ und „Über Menschen“ fand ich sehr viel besser. Vielleicht ist dies auch dem Schreibstil geschuldet: ein Buch nur über Whats apps und E-Mails aufzubauen ist nicht einfach. Schnelle Passagen wechseln sich ab mit langwierigen und es fehlt einfach ein wenig am Zwischenmenschlichen.
Zwanzig Jahre sind vergangen, als sich die Landwirtin Theresa und der Journalist Stefan zufällig wiederbegegnen. Aus unterschiedlichen Lebensentwürfen sind gegensätzliche Haltungen geworden: Klimapolitik, Gendersprache, Rassismusvorwürfe - es ist, als liefen die Gräben ein gespaltenen Nation mitten durch ihre Beziehung. Kann ihre Freundschaft die Kluft noch überbrücken?
Meinung:
Juli Zeh ist bekannt für politische Bücher. Doch dieses, welches sie zusammen mit Simon Urban geschrieben hat, ist noch politischer als alle anderen zuvor.
Hierbei ist es sehr spannend, dass die beiden Figuren zwei völlig verschiedene Meinungen haben. Man weiß als Leser dabei nie, was man selbst als richtig oder falsch empfinden soll.
Die Themen, mit welchen sich die Autoren beschäftigen, sind brandaktuell und zeigen Schwachstellen in unserem politischen System auf.
Des Weiteren finde ich es sehr spannend, dass diese Romane nur aus E-Mails, WhatsApp und Telegramm Nachrichten besteht.
Die Figuren wurden sehr gut charakterisiert und haben im Buch eine Wandlung durchlebt.
Jeder, der politische Bücher liebt, kommt an diese nicht vorbei.
„Wer existenziell lebt (ich), muss nicht sensationell leben (du). Wer das Existenzielle verloren hat (du), braucht die Sensation. Das unterscheidet dich und mich“ (S. 250)
Das Gemeinschaftsprojekt „Zwischen Welten“ von Juli Zeh und Simon Urban macht gleich von Anfang an klar, dass es sich mit voller Wucht den zeitgenössischen gesellschaftlichen Themen widmen will – ja, mit aller Vehemenz. Schon auf den ersten Seiten handeln Stefan und Theresa ihre Wirklichkeiten miteinander aus, geraten frühzeitig in Streit über Werte und Überzeugungen. Und machen es mir damit vor allem zu Beginn des Briefromans beim besten Willen nicht leicht...
Um es gleich vorwegzunehmen: Meine Leseerfahrung war ziemlich zweigeteilt – und mit der zweiten Hälfte von „Zwischen Welten“ konnte ich deutlich mehr anfangen. Das hat seine Gründe! Stefan und Theresa bringen sich auf den ersten 200 Seiten zunächst einmal auf den aktuellen Stand, tauschen sich über den jeweiligen Status Quo im Leben aus und reiben sich an den unterschiedlichen politischen und sozialen Positionen. Stefan hält die Fahne für den Klimawandel und diversitätssensible Sprache hoch, während Theresa ihm aufzeigt, wie die Realität in der Landwirtschaft aussieht. Kontroverser und weiter voneinander entfernt könnten die Beiden wohl nicht sein! Diese Diskrepanzen bilden zwar ein gesellschaftliches Spektrum ab, auch wenn wir Theresa definitiv nicht als rein dem Konservatismus verschriebene Anhängerin präsentiert bekommen. Gleichzeitig geraten die Konflikte, die sie austragen, aus meiner Sicht doch arg plakativ, werfen sie sich doch gegenseitig Plattitüden an die digitalen Köpfe, die wie direkt aus Social-Media-Foren entnommen wirken. Dabei hangeln sie sich von einem zum nächsten Themenkomplex, lassen keine Brisanz aus, entzweien und versöhnen sich im Minutentakt.
An Spannung und Relevanz gewinnt „Zwischen Welten“ in meiner Wahrnehmung dann in der zweiten Hälfte, sobald es um die tatsächlich individuellen Geschichten der beiden Protagonist*innen geht. Über Stefan wie auch Theresa bricht die sorgsam errichtete Welt zusammen, und sie drohen am Druck der Realität zu scheitern. Sukzessive und mit erzählerischem Bedacht kulminieren die Ereignisse, die, wenn auch in zugespitzter Form, die Menschen hinter den theoretischen Diskurs-Masken durchscheinen und erkennen lassen. Die Schicksale der beiden ungleichen Freund*innen werden berührend, lassen uns den Kopf aufgrund der dramatischen Entwicklungen schütteln. Gleichzeitig entwickelt sich eine unterschwellige Anziehung zu einer möglichen Liebesbeziehung am Horizont, die wiederum meines Erachtens nicht für die Ausstaffierung der Geschichte in dieser Vehemenz nötig gewesen wäre.
Sprachlich wie erzählerisch nutzen Juli Zeh und Simon Urban das Mantra „Mehr ist mehr“. Das finde ich persönlich schade, hätte mich doch das Schicksal von insbesondere Theresa deutlich mehr rühren und nachhaltiger schockieren können, hätte es einen etwas subtileren diskursiven Unterbau für die Exposition gegeben. Die Reproduzierung des „Hau Drauf“ hätte es für mich in der Form nicht benötigt, um eine am Zeitgeist orientierte, kritische Bestandsaufnahme zu liefern. So bleibe ich etwas ratlos zurück, hat mich die zweite Hälfte doch durchaus in mancher Hinsicht versöhnlicher stimmen können...
Schon auf den ersten Seiten merkte ich allerdings, dass zwischen diesem Buch der beiden Autoren Juli Zeh und Simon Urban und dem Roman von Daniel Glattauer Lichtjahre liegen und die beiden absolut null vergleichbar sind. Der Anspruch ist ein ganz anderer, alleine sprachlich ist 'Zwischen Welten' eine echte Wohltat.
Mich würde natürlich interessieren ob die beiden Autor*innen sich die beiden Charaktere beim Schreiben auch so aufgeteilt haben- ob sie vielleicht tatsächlich während des Schreibprozesses einen jeweiligen Alter Ego angenommen haben und das Buch dann quasi diesen Austausch zusammenfasst? Nun, vielleicht werden wir das noch erfahren. Grundsätzlich geht es hier schon ganz schön zur Sache. Beide Hauptcharaktere- Theresa und Stefan- könnten nicht weiter voneinander entfernt sein, was ihr Leben angeht. Sie führt einen Milchhof in der brandenburgischen Provinz, er gehört zur Kulturelite Hamburgs. Beide haben Probleme, die der jeweils Andere nicht nachvollziehen kann und kollidieren in ihren Ansichten massiv. Und da nehmen sie auch kein Blatt vor den Mund, vor allem Theresa findet wirklich deutliche Worte, die mich manchmal die Luft einziehen ließen.
So. Mein erster Eindruck war erstmal sehr positiv. Im Laufe des Romans gibt es dann jedoch durchaus ein paar Längen und Redundanz, so wiederholen sich beispielsweise Theresas Vorwürfe, Stefan sei in seiner Blase gefangen, immer wieder. Nur: Das stimmt auch. Im Austausch wird immer wieder klar, dass Stefan in Wirklichkeit nur einen Meter weit sieht und seine eigenen Probleme und täglichen Anforderungen ganz anders (wichtiger) gewichtet als die existentiellen Probleme Theresas. Letzten Endes hat sie das Gefühl, nicht wirklich gehört und verstanden zu werden, was schließlich zur Eskalation führt. Ich empfand den Austausch der Beiden als sehr gutes Abbild zu den gesellschaftlichen Problemen, die hier auch kritisiert werden sollen. Theresa (als Sinnbild der Landwirt*innen) wird nicht wirklich gehört und ernst genommen, bis es eskaliert. Und dann verkehrt sich das Bild in der Öffentlichkeit ins Gegenteil.
Mich hat der Roman sehr berührt. Als jemand, der sich zwischen beiden Positionen einordnet brachte mich dieser Schlagabtausch schon wirklich zum Nachdenken, und das Ende tat verflucht weh.
Inzwischen habe ich auch ein paar Kritiken gelesen und kann nur mit dem Kopf schütteln. Genau das, was im Roman angeprangert wird, geschieht darin. Es wird sich über Formalia aufgeregt, anstatt zum Kern des Problems vorzudringen und die Krise wirklich wahr zu nehmen. Für mich persönlich: Ja, auch ich bemerkte Redundanz und die ein oder andere Länge. Aber das Gesamtwerk ist für mich trotzdem so rund und wichtig, dass ich hier die volle Punktzahl vergebe. Ein Roman, der einer systemrelevanten Minderheit eine Stimme verleiht die so laut schreit und doch nie gehört wird, ist wichtiger als perfekte Stilistik.
So auch in "Zwischen Welten", der heute erscheint und eine Art moderner Brief-Roman zwischen zwei Personen ist, die nicht gegensätzlicher sein könnten: Theresa und Stefan. Sie hat den Milchhof ihres Vaters in der brandenburgischen Provinz beerbt, er ist stellvertretender Chefredakteur einer großen deutschen Zeitung.
Schon früher haben beide häufig in ihrer WG die viel beschworenen Küchentisch-Diskussionen geführt - und greifen diesen Faden nach vielen Jahren der Funkstille wieder auf. Die Themen, über die mal per Mail, mal per Whatsapp diskutiert wird, könnten aktueller nicht sein: es geht um Bio-Subventionen, Gendersternchen, Black Live Matters und den Ukrainekrieg genauso wie um alltägliche Banalitäten in der Familie oder im Berufsalltag.
Das Spannende: je nach persönlichem Standpunkt fühlt man sich zunächst Stefan, dann Theresa näher, nur um beim nächsten Streitgespräch der beiden die Seite zu wechseln.
Ich mochte diese wechselseitige Dynamik sehr gern, die auch unbedingt dazu anregt, die eigene Diskussions- und Streitkultur zu reflektieren.
Außerdem habe ich selten so viel über die aktuellen Probleme, aber auch Chancen in der heutigen Landwirtschaft gelernt. Neben diesem Faktor hat mich außerdem die Frage: "ob Journalismus sich eine Haltung erlauben darf oder sogar muss, was [Stefan] angesichts der Klimakrise und des wachsenden Rechtspopulismus ziemlich alternativlos findet" am Meisten bewegt.
Juli Zeh und Simon Urban ist hier ein sehr aktueller Wurf gelungen, der Spaß macht. Es fühlt sich an, als würden die beiden stellvertretend für einen selbst streiten, während man selbst sich bequem ins Sofa kuschelt und es ihnen überlässt, unangenehme Wahrheiten auszusprechen und einzuordnen. Ein Buch, das zum Weiterdenken und Recherchieren einlädt, das wütend macht und betroffen, das auf- und erklärt auf ganz menschlicher Otto-Normalverbraucher*innen-Ebene. Erstes Jahreshighlight 2023!
Gefühlt sind es zwei verschiedene Welten, in denen Theresa und Stefan leben. Sie bewirtschaftet den Ökobauernhof ihres verstorbenen Vaters in Brandenburg. Er ist Kulturchef bei „Der Bote“, Deutschlands größter Wochenzeitung. Beide kennen sich aus dem Studium und waren damals sehr eng miteinander befreundet. Nun nach 20 Jahren sehen sie sich zufällig wieder. Was folgt, ist ein reger Austausch digitaler Nachrichten.
Aneinander vorbeireden, gar nicht auf die angesprochenen Themen des anderen eingehen, sie regelrecht ignorieren, immer wieder einfach die eigenen Probleme in den Vordergrund stellen - das gelingt Theresa und Stefan perfekt. Und das spiegelt so ein bisschen unsere Gesellschaft wieder.
Trockenheit, Schweinepest - Landwirte, die um ihre Existenz kämpfen, Klimapolitik, Gendern, Rassismus - große Themen, die Theresa und Stefan beschäftigen und über die sie sich streiten. Und dieser Streit spitzt sich mehr und mehr zu.
„Es gibt so ne gläserne Wand zwischen diesen beiden Lebensräumen“, sagt Juli Zeh in einem Interview.
Gibt es diese „Wand“ nur im Roman? Wie sieht es in der Realität aus? Existiert da noch ein „Dazwischen“?
„Zwischen Welten“ regt zum Nachdenken und Diskutieren an.
Ein starkes Buch - unbedingt lesen!